Unvergesslich: Zwei Wochen in Ruanda – Begegnungen durch Fotografie

Menschen & Kultur
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Mädchen hält die Hand zusammen mit anderen Kindern

Über 1 000 Bilder, unzählige Begegnungen und unvergessliche Momente: Zwei Wochen in Ruanda haben mir gezeigt, dass Fotografie mehr als nur Technik ist. Sie schafft Begegnungen und echte Nähe, die man in Worten kaum beschreiben kann. Hinter jedem Foto, das ich in meiner Zeit in Ostafrika aufnahm, steckt eine besondere Geschichte. Ich bin Alisha Faruqui, Lernende Mediamatikerin bei ZFV, und freue mich, in meinem ersten eigenen Blogartikel über diese besondere Erfahrung zu berichten.

Autorin & Fotografin: Alisha Faruqui

Mit dem Projekt Neza Rwanda («schönes Ruanda» in Kinyarwanda) schlägt Jackie Helfenberger eine Brücke zwischen Ruanda und der Schweiz, unter anderem mit zweiwöchigen Praktika für Schweizer Lernende. Verschiedene Betriebe werden dafür angefragt. Der ZFV ermöglichte mir sowie zwei weiteren ZFV-Lernenden diese besondere Erfahrung: Cecile, angehende Systemgastronomiefachfrau im UBS-Restaurant, und Shahin, Lernender Hotelkaufmann im Boutique-Hotel Zürichberg. Für uns alle stellte die Reise ein besonderes Abenteuer dar – aufregend, herausfordernd und voller neuer Eindrücke.

Ankunft in Nyamasheke

In einer Gruppe von insgesamt acht Praktikant:innen reisten wir in den Distrikt Nyamasheke. Dort, im Herzen der Region, lag die Sangira-Schule (Berufsschule Hotellerie), die für zwei Wochen unser Arbeitsort und Zuhause wurde. Die Schule war verhältnismässig gross: drei Klassenzimmer verteilt auf zwei Gebäude, dazu eine Bäckerei und eine Küche, in der die Studierenden neben dem Unterricht praktisches Arbeiten erlernten.

Jede:r Praktikant:in bekam für die zwei Wochen eine eigene Aufgabe: Cecile war zusammen mit anderen Studierenden für die Organisation und Zubereitung von Frühstück, Mittag- und Abendessen zuständig. Shahin leitete seine eigene Klasse und unterrichtete von Grundlagen der Computerbedienung bis hin zum Verhalten an der Rezeption. Meine Aufgabe bestand darin, mit der Kamera Momente im Schulalltag festzuhalten. Boscocito, der Informatiklehrer der Schule, unterstützte mich dabei.

Zwei Personen lächeln in die Kamera
Drei Personen, jung, lächeln in die Kamera
Unterwegs mit der Kamera

In den folgenden zwei Wochen wurde die Sangira-Schule für mich zu einem Ort voller Gesichter und Geschichten. Zu zweit zogen wir durch die Klassenzimmer, die Küche und durch die Bäckerei – überall begegneten uns neugierige Blicke und strahlende Gesichter. Fast jede:r wollte ein Foto von sich. Die allgemeine Begeisterung und Freude schufen eine einmalig lebendige Atmosphäre.

Am Vormittag beobachtete ich das Geschehen, hörte dem Unterricht zu und wartete auf jene kurzen Augenblicke, die ein Bild zu etwas Besonderem machen. Am Nachmittag wählten Boscocito und ich die besten Bilder aus und bearbeiteten sie. Dabei führte ich ihn in die Arbeit mit Photoshop ein und zeigte ihm, welche Möglichkeiten solche modernen Programme und deren KI-Funktionen bieten. Seine Begeisterung war riesig. Und mir wurde dadurch bewusst, wie selbstverständlich ich bisher solch moderne Technik gesehen habe. Neben all diesen Alltagsmomenten wartete ausserdem mit der bevorstehenden Safari-Tour noch ein besonderes Abenteuer auf uns.

Pult mit mehreren jungen Schülerinnen
Klasse mit Schülerinnen
Erste Safari-Erfahrungen hinter der Linse

Ein Jeep, acht Menschen, unzählige Augenblicke: Gemeinsam mit Cecile, Shahin und den übrigen Praktikant:innen fuhren wir mit einem Jeep quer durch den Akagera-Nationalpark. Auch hier fing ich Eindrücke mit der Kamera ein. Eine besondere Herausforderung: Jeder Ruck des Jeeps auf der unebenen Strecke erschwerte das Fokussieren. Das Einstellen der richtigen Belichtung musste sehr schnell gehen. Links kreuzten Zebras die Strasse, rechts graste eine riesige Büffelherde – Szenen, die im Bruchteil einer Sekunde verschwanden. In dem fahrenden Fahrzeug wurde Fotografie plötzlich zum Wettlauf mit dem Augenblick. Ein, zwei Klicks, und schon waren die Tiere ausser Sichtweite. Diese Erfahrung war genauso aufregend wie lehrreich. Zum Abschluss des Tages sassen wir gemeinsam am Lagerfeuer und teilten die Eindrücke der Safari. Ich war sehr stolz, dabei einige sehr gelungene Aufnahmen zeigen zu können.

Zebra
Mädchen Fotografiert mit einer Kamera aus einem fahrenden Jeep

Nach zwei Wochen voller Highlights und unvergesslicher Momente endete das Abenteuer Ruanda. Begeistert und voller neuer Erkenntnisse kehrten wir drei zum ZFV zurück – dankbar und im Bewusstsein, dass Bildung überall Brücken bauen kann. Ein herzliches Dankeschön an die Organisation Neza Rwanda und an Jackie Helfenberger, die uns dieses besondere Erlebnis ermöglichten und dafür sorgten, dass alles reibungslos verlief, sowie an den ZFV für diese besondere Chance.

Meine Learnings

Die Reise nach Ruanda war weit mehr als Unterricht. Sie bot unzählige Möglichkeiten, neue Perspektiven zu entdecken und echte Verbindungen zu Menschen und einer mir bisher unbekannten Kultur zu knüpfen. Ich durfte den Studierenden vor Ort einiges an Wissen vermitteln und wechselte dabei von der Rolle der Auszubildenden zur Ausbildnerin. Gleichzeitig durfte ich von all den wunderbaren Menschen, denen ich in den zwei Wochen begegnete, unendlich viel lernen. Ich erkannte, dass jeder Mensch auf seine Weise einzigartige Geschichten zu erzählen hat.

Ich lernte auch viel über Eigenorganisation und konnte mein Auge für die Bildkomposition schulen. Dabei entdeckte ich, welche Motive mich persönlich faszinieren und wie ich die Bilder am liebsten bearbeite. Diese Erfahrungen veränderten meine Sicht auf die Fotografie: Technik, Timing und Kreativität sind wichtig – doch entscheidend ist die Fähigkeit, Menschen und ihre Geschichten zu erkennen und einzufangen. Jede Begegnung, jede Aufnahme war eine neue Chance zu lernen.

Mädchen hält die Hand zusammen mit anderen Kindern

Mehr zum Projekt

Sangira – Freunde von Ruanda ist ein gemeinnütziger Verein, der Hotellerie-Ausbildungen in Ruanda aufgebaut hat. Im Zentrum steht die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Ruanda, mit dem Ziel, jungen nicht privilegierten Menschen berufliche Perspektiven und Zukunftschancen zu eröffnen.

Vorrangig werden Frauen ausgebildet, da sie unter den schwierigsten Bedingungen leben und einen entscheidenden Beitrag zur Ernährung ihrer Familien leisten.

de.sangira.ch

Neza Rwanda ist eine Organisation, die sich auf die Vermittlung von Freiwilligen in Ruanda spezialisiert hat. Ziel ist es, Menschen aus dem Ausland die Möglichkeit zu geben, durch soziales, pädagogisches und kulturelles Engagement direkte Erfahrungen in Ruanda zu sammeln. Dabei legt NEZA Rwanda Wert auf nachhaltige Projekte, interkulturellen Austausch und die Förderung gegenseitigen Verständnisses. Freiwillige werden individuell begleitet, in lokale Strukturen eingebunden und können so aktiv zur Entwicklung und zum Dialog zwischen Ruanda und der Welt beitragen.

www.nezarwanda.com